Patenbitten bei der FFW Kirchanschöring
Einer der ersten milden, fast sommerlichen Frühlingsabende des Jahres, die umliegenden Felder werden schon für den ersten Schnitt bewirtschaftet. Eine warme Brise weht über´s Gesicht, der sich anbahnende Sonnenuntergang zeichnet sich am Himmel - in Blickrichtung Hochstaufen - ab. Diese frühsommerliche Idylle wird auf einmal durch Trommelwirbel aufgescheucht - eine Musikkapelle stimmt zur Marschmusik ein.
Was war los?!
Die Musikkapelle Ringham-Petting, fesch gekleidet in Tracht, marschierte auf in Richtung Bauernhofmuseum in Hof bei Kirchanschöring. Dahinter marschierten gut 90 Feuerwehrerlerinnen und Feuerwehrler der Freiwilligen Feuerwehr Petting. Die Pettinger Florianijünger haben sich augenscheinlich auch schick gemacht und marschierten alle mit Uniform der Musikkapelle hinterher. Den Abschluss des Zuges machte das alte Pettinger LF8, welches extra zu diesem Anlass geschmückt wurde.
Während der Pettinger Zug im Gleichschritt in Richtung Bauernhofmuseum marschierte, wurde dieser von den Feuerwehrkameraden der FFW Kirchanschöring empfangen, die dazu in voller Mannschaftsstärke „Spalier standen“.
Nach dem Empfang und den ersten freundlichen Worten wurden die anwesenden Kameraden von Jakob Mayer, 1. Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Kirchanschöring, begrüßt. Ohne großen Umschweif wurde das Wort dann auch schon dem Kirchanschöringer „Verhandlungsführer“ Erwin Krautenbacher übergeben. Dieser freute sich natürlich auch über die in so großer Zahl erschienene Pettinger Feuerwehr, jedoch fragte er nach dem konkreten Anlass, warum diese gerade "heute" und dazu auch noch in Kirchanschöring zu Gast sind. Die volle Mannschaft mit Musikkapelle und auch der gesamten Ehrenformation, bestehend aus Ehrenvorstand Georg Haunerdinger und den Ehrenkommandanten Oswald Demel und Josef Mayer sen., sieht man nicht alle Tage.
Die Antwort darauf übernahm der erste Vorstand der Pettinger Feuerwehr, Alex Friedl, und meinte, dass die Pettinger Kameraden samt Musikkapelle eine Marschprobe unternehmen um sich nach zwei Jahren „Corona-Auszeit“ für die kommenden Feste zu rüsten und man in Hof nur eine Pause einlegen wollte. Von Kirchanschöringer Seite aus ließ man diese Antwort nicht gelten und unterstellte dem Pettinger Vorstand, dass dies doch nur eine Ausrede sei und man sich vor der eigentlichen Antwort drücken wolle. Doch auch die Antwort auf die Gegenfrage, warum die Feuerwehr Kirchanschöring so zahlreich und in Uniform in Hof anwesend ist, man sei für eine groß angelegte Impfaktion zusammengekommen, klang für die Pettinger trotz vorgezeigter (Schnaps-) Spritze nicht glaubwürdig. Nach anderen Ausreden für das Treffen der zwei Vereine und einem Schlagabtausch, welche Wehr den besseren Arzt habe, dauerte es schließlich bis nach dem Abendessen bis beide Vereine zugegeben haben, warum sie eigentlich zusammengekommen sind.
Anlass des Zusammentreffens war das Patenbitten der Pettinger Feuerwehr anlässlich ihres 135-jährigen Gründungsfestes, welches vom 13. bis 19. Juni stattfindet.
Und wie es sich für ein vernünftiges Gründungsfest gehört, benötigt der Jubelverein noch einen Göd. Seit weit über 100 Jahren ist es zwischen Petting und Kirchanschöring Tradition, dass man sich gegenseitig den Patenverein stellt. Auch dieses Jahr versuchen die Pettinger Kameraden wieder die Kirchanschöringer Floriansjünger als Patenverein zu gewinnen.
Dem Zusammentreffen in großer Runde wurde von beiden Vereinen schon sehnsüchtig entgegen gefiebert und die Freude war in den Gesichtern der Feuerwehrler nicht zu übersehen.
Nach über zwei Jahren, ohne Kameradschaftsabend oder sonstige Veranstaltungen, wo man sonst außerhalb des Einsatzdienstes zusammenkommt, ist dies die erste Versammlung ohne Einschränkungen oder sonstigen Hindernissen.
Nachdem die beiden Patendirndl, Marie Krautenbacher aus Kirchanschöring und Ramona Steinmassl aus Petting, vorgestellt wurden, machte der Anschöringer Göd aber sehr schnell klar, dass sich der Jubelverein erst beweisen muss, bevor die Patenschaft übernommen wird. Hierzu hatten die Kirchanschöringer Spiele vorbereitet. So musste etwa die Pettinger Führung ein Quiz lösen und eine eigens für dieses Treffen kreierte Biersuppe probieren.
Trotz der ansonsten guten Verpflegung legten die Pettinger dar, dass die Organisation des Abends nicht ganz rund war, denn die Kirchanschöringer hatten vergessen einen Nachtisch einzuplanen. Glücklicherweise konnte die Feuerwehr Petting hier mit einer bis zum Deckel gefüllten Eistruhe aushelfen und beide Vereine mit Eis versorgen.
Der nächste Versuch die Anschöringer zu überzeugen erfolgte dann mit den mittlerweile traditionellen Brezn und Eiern, die die Pettinger als Brotzeit für ihre „Marschprobe“ dabei hatten.
Beide „Gaumen-Versuche“ die Kirchanschöringer Feuerwehr als Göd zu überzeugen, fruchteten nicht so Recht.
Den eigentlichen Coup landeten die Pettinger aber mit ihrem Patengeschenk: Einer alten, hölzernen Feuerwehrleiter aus dem Jahr 1910 mit einer Gesamtlänge von ca. 12 m. Nach dem der Feuerwehrbedarfsplan keine eigene Drehleiter für Kirchanschöring vorsieht, obwohl dort eigentlich Interesse bestehen würde, wollten die Pettinger Kameraden hier aushelfen und haben eine Holzleiter für Kirchanschöring beschafft. Diese wurde mit dem alten Pettinger LF 8 unter Blaulicht standesgemäß vorgefahren und vor dem Bauernhofmuseum auch gleich aufgestellt. Die Überraschung war den Kirchanschöringern dabei anzusehen. Das historische Geschenk erzeugte zunächst Sprachlosigkeit und brachte den sonst schlagkräftigten Verhandlungsführer Krautenbacher aus seinem Konzept.
Doch sowohl die Brotzeit als auch das Überraschungsgeschenk brachten die Verhandlungen nicht weiter, sodass es doch noch zum Scheitlknien kam. Erst als am Ende Vorstände, Kommandanten, Kassier, Fähnrich, ehemalige Kommandanten, der Bräu Alfred Oberlindober jun. und der erste Bürgermeister der Gemeinde Petting, Karl Lanzinger, auf der Bühne knieten, konnte man sich nach zähen Verhandlungen auf 250 Liter Bier, einem Weißwurstfrühstück durch den Bürgermeister und dazu passendes Weißbier einigen. Diese Bedingungen wurden von den Kirchanschöringer Kameraden schließlich akzeptiert und sie stimmten zu, bei diesem Gründungsfest als Göd an der Seite Pettings zu stehen.
Nachdem die Patenschaft mit einem Marsch der Musikkapelle Ringham-Petting besiegelt wurde, während die Pettinger immer noch auf ihren Scheitl knieten, endete der Abend in einem Kameradschaftsabend mit ausgelassener Stimmung.
Ein herzlicher Dank geht an dieser Stelle an die Kameraden von der Freiwilligen Feuerwehr Kirchanschöring, dass sie als Göd fungieren und uns Pettinger so herzlich empfangen haben. Die Anschöringer haben sich wieder als zähe Verhandlungspartner erwiesen und wir freuen uns auf eine ausgelassene und fröhliche Festwoche in Petting.