Der 1. September 1887 ist der offizielle Gründungstag der Freiwilligen Feuerwehr Petting. Als der damalige Bürgermeister Ludwig Walcher und der Hauptmann Lorenz Gruber die Pettinger Feuerwehr gründeten, hatten sich in den meisten umliegenden Gemeinden schon über Jahre Freiwillige Feuerwehren etabliert. Die Ablösung der früher zum Dienst verpflichteten Männer in einer Feuerwehr hat durch die Neugründung einer Freiwilligen Feuerwehr den Brandschutz der damaligen Zeit auf eine ganz neue Grundlage gestellt.
Im Jahre 1895 erhielt die Freiwillige Feuerwehr Petting die erste Grundausrüstung mit einer modernen Saug- und Druckspritze. Nach den Gründerjahren wurden mehrere Fahnenweihen besucht. Zum Beispiel 1898 in Waging mit Blasmusik, damalige Kosten 22,68 Reichsmark.
1901 konnte die Wehr ihr 15-jähriges Bestehen, verbunden mit der Segnung der ersten Fahne, die sich noch heute im Besitz der Freiwilligen Feuerwehr befindet, begehen. Zu diesem Fest erhielt der Verein Spenden aus der Bevölkerung in Höhe von 1.170,- RM, dies würde einen heutigen Wert von rund 22.500 € gleichkommen. Mit diesem enormen Betrag drückte die Bevölkerung schon damals ihre Wertschätzung für die Feuerwehr aus.
1912 beschaffte sich die Freiwillige Feuerwehr Petting eine zweite Saug- und Druckspritze. Diesmal aus eigenen Mitteln. Es war die so genannte Jubiläumsspritze. In vielen Brandfällen der engeren und weiteren Umgebung wurde die Freiwillige Feuerwehr mit beachtlichem Erfolg eingesetzt. Die Männer der damaligen Wehr hielten auch viel auf Kameradschaft und gutnachbarliche Zusammenarbeit. So beteiligte sich die Wehr bis 1914 an 21 Fahnenweihen der umliegenden Vereine, von Nussdorf bei Traunstein bis Michaelbeuern und von Asten bis Ainring. Dies war eine große Leistung, wenn man bedenkt, dass man damals zu Fuß oder höchstens per Rad diesen großen Strecken zurücklegen musste.
Der 1. Weltkrieg rief fast alle Feuerwehrmänner an die Fronten. Größtenteils ältere Männer, aber auch Frauen mussten nun den Feuerwehrdienst versehen. Doch nach dem 1. Weltkrieg begann, anfangs zwar nur zögernd, aber später dann mit Schwung, die Motorisierung der Feuerwehren. Eine gewaltige Umwandlung und Umgestaltung der Feuerwehren hatte begonnen. Man brauchte plötzlich nicht mehr das große Potenzial an Spritzenmännern und Steigern, die Technik löste einen Teil der Menschenkraft ab.
1935 wurde das erste motorisierte Feuerwehrfahrzeug beschafft. Die Zeit des Nationalsozialismus brachte dem Feuerwehrverein ein jähes Ende. Der Verein wurde aufgelöst, die aktive Feuerwehr als Feuerlöschpolizei der Polizei unterstellt. Trotzdem wurden zahlreiche Vereinstätigkeiten und Veranstaltungen durchgeführt. Diese Zeit gilt als die schwerste in der Vereinsgeschichte. Mit Beginn des 2. Weltkriegs stellten junge Burschen, kaum aus der Volksschule entlassen, alte Männer und auch Frauen wieder den Brandschutzdienst. Bei den wiederholten Einsätzen als Lösch- und Aufräumungstruppe bei den schweren Bombenangriffen auf Freilassing, Salzburg und München wurde die Freiwillige Feuerwehr Petting auf ihre schwerste Belastungsprobe gestellt.
Mit dem demokratischen Wiederbeginn nach 1945 erfolgte auch bei der Feuerwehr wieder ein neuer Aufbau. Bereits in den späten 40er Jahren konnte wieder ein motorisiertes Fahrzeug angeschafft werden: Typ „Steyrer 1500 A“, Mannschaftswagen. Er wurde in Eigenarbeit in ein Löschfahrzeug umgebaut.
Am 1. Juli 1962 konnte das 75jährige Gründungsfest verbunden mit einer Feldmesse und der Segnung einer neuen Fahne auf dem Gebiet der heutigen Siedlung Lainden gefeiert werden. Wegen technischer Mängel wurde 1965 ein neues Löschgruppenfahrzeug, LF 8, Marke Opel Blitz, zu einem Kaufpreis von 25.029,65 DM angeschafft. Dieses Fahrzeug entsprach den damaligen Anforderungen.
Im Jahre 1973 wurde für die Feuerwehr Petting ein neues Feuerwehrgerätehaus fertig gestellt. Damit war die sachgerechte Unterbringung der Fahrzeuge und Geräte, sowie im eingegliederten Schulungsraum die Weiterbildung gewährleistet. Wurden bis zu diesem Zeitpunkt nur Brandeinsätze gefahren, so hat sich dieses grundlegend geändert. Neue Aufgabengebiete fielen ihr zu: Verkehrsunfälle und technische Hilfeleistungen verschiedenster Art haben die Feuerwehr zum „Mädchen für alles“ werden lassen. Die Ausbildung musste umgestellt, die Ausrüstung den heutigen Erfordernissen angepasst werden. Die Einführung des Funkverkehrs ist nur ein Beispiel dafür. Im Jahr darauf erwarb man ein gebrauchtes Tanklöschfahrzeug TLF 8, das aber nach 6 Dienstjahren ausgemustert wurden und einem TLF 16/25 weichen musste. Dieses Fahrzeug entsprach mit seiner feuerwehrtechnischen Beladung und den Rettungsgeräten für Verkehrsunfälle und technische Hilfeleistungen den Anforderungen einer modernen Feuerwehr auf dem Lande. Das TLF 16/25 wurde im Jahr 2006 durch ein HLF 20/16 ersetzt.
Schon 1978 beschaffte sich die Freiwillige Feuerwehr Petting aus Eigenmitteln von der Polizei einen VW-Bus und rüstete das Fahrzeug zu einem Einsatzleitwagen um. Die nächste größere Anschaffung erhielt die Pettinger Wehr 1986: Das neue Löschgruppenfahrzeug LF 8, mittel. Dieser Wandel der Einsatzaufgaben in dem technischen Bereich, der heute bei über 90% liegt, konnte nur durch die gute Zusammenarbeit von Gemeinde, Bevölkerung und Feuerwehr erreicht werden. Das Fahrzeug wurde 2018 nach vielen Jahren guter Dienste in den Ruhestand versetzt, und dutch ein modernes LF 20 ersetzt.
Im Juli 1987 konnte das 100 jährige Gründungsfest gefeiert werden. Wieder mit erheblichen Eigenmitteln und Beteiligung der Gemeinde wurde der altersschwache VW-Bus durch einen modernen, großräumigen Mercedes Kastenwagen ersetzt. Zukunftsweisend war die Einführung des Überdrucklüfters „Typhon“ und des Hochdrucklöschgerätes „IFEX“, wobei sich ersteres schon bei vielen Wehren durchgesetzt hat. Diese neuartigen Gerätschaften konnten nur durch großzügige Spenden der Bevölkerung, heimischer Firmen und finanzieller Unterstützung örtlicher Verbände und Genossenschaften ermöglicht werden. Lobenswert ist die beispielhafte Jugendarbeit, die seit Januar 1973 in der Feuerwehr Petting durchgeführt wird. Hier wird für qualifizierten und gut ausgebildeten Nachwuchs der Feuerwehr ohne großen finanziellen Aufwand gesorgt. Seit kurzem werde wieder Mädchen in der Feuerwehr ausgebildet.
Seit 25 Jahren verbindet die Feuerwehr Petting eine Partnerschaft mit der Feuerwehr in Wilhelmsburg, Niederösterreich. Dieser freundschaftliche Kontakt wurde durch den verstorbenen Ehrenkommandanten und Ehren-KBI Johann Sammer geschaffen und gefördert. Mit dem 110-ährigen Gründungsfest können wir dank der Gemeinde Petting das neuartige TSF-K als Ersatz für das alte TSF in Dienst stellen. Die stete Einsatzbereitschaft und hohe Motivation der Feuerwehr wird als Dank an die Bevölkerung und die Gemeinde gegeben.
Im Jahr 2002 zogen wir vom alten Feuerwehrhaus in Petting gegenüber dem Schlecker ins neue Feuerwehrhaus am Ortsrand ein. Im gleichen Zuge wurden die Ringhamer Feuerwehrler und deren Fahrzeug ins neue Feuerwehrhaus integriert.
Der Fahrzeugpark der Freiwilligen Feuerwehr Petting besteht damit aus einem MZF Mehrzweckfahrzeug, einem HLF 20/16, einem LF 20 und einem TSF Tragkraftspritzenfahrzeug.
Die Feuerwehr Petting hat über 90 aktive Feuerwehrler und über 20 Jugendfeuerwehrler. Es bleibt spannend….